So, nun ist auch an meinem Fotostandort, an dem ich einmal pro Monat mein 12tel-Blick-Bild aufnehme, Herbst geworden. Das letzte Viertel ist hiermit eingeläutet.
Das Laub beginnt sich allmählich zu färben und auch die Menschen kleiden sich anders, als auf dem Septemberfoto. An diesem Oktobermorgen ließ sich niemand dazu verlocken, auf der Bank unter der Linde Platz zu nehmen, obwohl die Stadt gut besucht war.
Seit vier Monaten ist nun das Durchfahrt-Verbotsschild blau verhüllt. Der morgendliche Lieferverkehr muss diesen Teil der Fußgängerzone als Abfahrtsweg wählen, da sich links von mir, in der Verlängerung der Gasse, eine Baumaßnahme befindet. Eigentlich wäre dies der kürzeste Weg zur Laube.
Freitag, 14. Oktober, 11.07 Uhr
ca. 9 Grad, grau und kühl
Wie unterschiedlich doch die Farben der Gebäude erscheinen, je nachdem, wie viel Licht auf den Platz fällt.
Erwähnte ich nicht vorhin die Laube? Diese breite ca. ein Kilometer lange Straße, Obere- und Untere Laube, verläuft dort, wo sich früher die Stadtmauer und der Stadtgraben befanden. Um 1830 wurde die Stadtmauer abgebrochen, mit dem Abbruchmaterial füllte man den Stadtgraben auf. So entstand der Raum für eine Allee.
Die Laube ist heute der westliche Teil der Ringstraße, die sich um die Konstanzer Altstadt legt. Vierspurig mit Baumgürtel in der Mitte, vielbefahren, laut.
Seit 1990 kann man hier durch den über acht Meter hohen "Laubebrunnen" bzw. den "Konstanzer Triumphbogen" schreiten.
Vier Brunnenbecken und die Bogenelemente sind hier zu Einem verflochten und leiten vom "Paradies" über die Allee hinüber zu einem der früheren Stadttore der Altstadt.
Geschaffen wurde das Kunstwerk vom Bildhauer Peter Lenk, von dem z.B. auch die Figur der
Imperia stammt, die im Konstanzer Hafenareal an prominenter Stelle steht.
So umstritten anfangs die Imperia-Figur war (und mittlerweile eines der Wahrzeichen von Konstanz geworden ist), so schlugen auch die Wellen angesichts dieses Brunnens damals hoch. Zum großen Teil wurde dieser von Spenden finanziert und strotzt nur so Ironie.
Am augenfälligsten ist wohl die Parodie auf den Autoverkehr und seine Teilnehmer.
Hier kann man seiner Fantasie freien Lauf lassen in mitten von prallen, nackten Schönheiten, alten (fülligen) Männern im und über dem Brunnen, Fabelwesen, autofahrenden Babys und Rockern, abgasfürchtenden Engeln, etc. Es gibt einiges zu entdecken, vieles zu deuten...
Gell, einige von Euch haben bestimmt
die beiden badenden Herren vom letzten Sonntag wiedererkannt, oder?
Ursprünglich standen auf der Laube Kastanien, die im Laufe der Zeit zum großen Teil durch Platanen ersetzt worden sind.
Es gab Zeiten, als hier auf der Laube noch ein Wochenmarkt stattfand, heutzutage wird er beim großen Konstanzer Flohmarkt einmal im Jahr komplett für den Verkehr gesperrt und für eine Nacht und einen Tag zur Bummelmeile.
Aber eigentlich liegt er brach und schreit nach mehr Aufmerksamkeit und Nutzung, mehr Kunst.
Das Fotoprojekt 12tel-Blick wird von
Tabea betreut. An jedem 30. im Monat bietet sie auf ihrem Blog Raum für die Fotostandorte aller TeilnehmerInnen.